DER TAG DES MALERS
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DER TAG DES MALERS

84 MIN., FARBE, 1997

Der Blick des Malers auf das weibliche Modell oder wie sich Voyeurismus in Kultur verwandelt. Ein erotischer Abenteuerfilm, dessen Thema der Zuschauer selbst ist. "DER TAG DES MALERS" zeigt, was "La Belle Noiseuse" nicht zeigen mag: das "Unbekannte Meisterwerk".

Darstellerinnen: Kirsten Dressler, Heide Jansen, Maria Masciulli, Judith Verberne
Digitale Bildbearbeitung: Rajele Jain
Musik: Anthony Moore
Produktionsleitung: Ursula Richert
Regie, Buch, Kamera, Schnitt und Produktion: Werner Nekes

"Der Künstler Dosso Dossi leitete einstmals Gott an - Gott, den Bastler barocker Mechaniken -, die bloß technische Schöpfung zu malen, um sie dadurch sehen zu lernen und damit den starren Uhrwerkskosmos erst zu verlebendigen, zu beseelen. Dossis malendem Gott ist anzumerken, wie ihn dieses Werk der Animation begeistert. Die künstlerische Überformung, die Verwandlung der Welt ermöglichen es ihm, sich als wirklichen Schöpfer zu verstehen, der nicht mehr nur technisch konstruiert, sondern sich selbst zum Leben verhilft.
Heute bietet Werner Nekes den Produzenten filmtechnischer Werke die Gelegenheit, den Output ihrer Bildautomaten mit den Augen der Maler sehen und damit verstehen zu lernen. Das gelingt am intensivsten durch Zu - sehen, durch voyeuristische Betrachtung der Maler, während sie sich sehend an der Welt begeistern - also sich animieren. Das taten die Maler der neueren Zeit am häufigsten in der Konstellation "Maler und Modell" und machten den Betrachter ihrer Malereien damit bewußt zum Voyeur - also zu einem Menschen, der sich selbst durch die Betrachtung anderer erfährt und verlebendigt. Der Grad der Selbstanimation läßt sich steigern, indem der Animist dafür sorgt, daß er andern sichtbar wird.

Voyeuristische Exhibition (oder modern ausgedrückt: die Betrachtung der Betrachter, die sich gezielt der Wahrnehmung dritter aussetzen) ist vor allem mit der öffentlichen Ausstellung von "Maler und Modell" - Bildern zur grundlegenden Form unserer westlichen Selbsterfahrung durch "Zu - sehen" im "Gesehen - werden" geworden.
Nekes Filmlichtmalerei aktiviert die bloßen Zeichentricks der Bildmaschinen, indem er sie den Sehformen von Meistern der modernen Malerei unterwirft. Wenn er Courbets "Quelle des Lebens" der voyeuristischen Reflexion ausliefert - oder Aktanimationen von Matisse´ "Grossem - Reigen" bis zu Duchamp, Schmidt - Rottluff und vielen anderen als filmische Malerei so entstehen läßt, daß der Filmbetrachter sich beim Sehen selber zusehen kann, dann ist das künstlerische - eben nicht das filmtechnische - Verfahren der Animation erreicht: nicht "die Bilder laufen", sondern die Vorstellungen der Bildbetrachter; nicht der tote Bildträger wird lebendig, sondern das Bild, das sich der Betrachter von sich selbst in den Augen anderer macht, wenn er mit ihnen gemeinsam (also im Kino oder der Ausstellung) das Zuschauer betrachtet."
Bazon Brock

THE DAY OF THE PAINTER
Germany 1997, colour, 35mm, 84min. In German with English subtitles.
Scripted, directed and edited by Werner Nekes. Produced by Werner Nekes and Ursula Richert. Music by Anthony Moore. With Kirsten Dressler, Heide Jansen, Maria Masciulli, Judith Verbene.

The painter gazes at his female model, or how voyeurism is transformed into culture. An erotic adventure film where the theme is the viewer himself. The Day of the Painter shows what La belle noiseuse does not want to show: the enclosed 'Unknown Masterpiece'. It is a walk through the picture world of the painter that directs the gaze to the unveiled female model. Associations with the picture world of Dürer, Marey, Matisse, Seurat, to the 'Origin of the World' by Courbet, to 'L'étant donnés' by Duchamp and to many other works of art can be called up and are actually intended. The Day Of The Painter amalgamates the artistic expressive possibilities of painting, video and computer images as film. Unusual ways of showing make the film an adventure film for the viewer's gaze. The art of painting melts into the film". Werner Nekes.