MIRADOR
vhs 006

MIRADOR
Abenteuer im Land der Schattensteine

1978, Farbe, 88 Min.

Team: Dore O., Bernd Upnmoor, Herbert Jeschke, Birger Bustorff, Harm Abrahams, Djura Ankjic.
Darsteller: Günther Tuzina, Claus Böhmler, Geeske Hof-Helmers, Klaus Arp, Franz Winzentsen, Volker Meier, Ingrid Heller, Corinna Gust, Beate Wassermann, Angela Rüpke.

"Keine andere war meine Absicht, als einen Abscheu der Menschen gegen die erlogenen und unsinnigen Geschichten der Unterhaltungsfilme zu erzeugen, welche durch meine wahrhaftigen Helden bereits wanken und ohne allen Zweifel bald ganz zu Fall kommen werden. Somit verleiht Mirador unserer Forderung filmische Gestalt und Wirksamkeit, der Forderung nach Unterdrückung der die Phantasie des Volkes verderbenden Spielfilme. Dieser Film wendet sich gegen das Absurde und Verstiegene der in derselben Weise immer wiederkehrenden phantastischen Abenteuer und Taten der Gangster, Cowboys, Schönlinge, Monster etc., das Schablonenhafte und Unorganische im Aufbau und in der Intrige, in der Schwarzweißmalerei der Charaktere, überhaupt die psychologischen Unzulänglichkeiten - mit einem Wort also die Verzerrung der Gegebenheiten des Lebens wie der Gesetze der Kunst. Gegen die verherende Wirkung solcher Verstiegenheiten auf die Phantasie unreifer Menschen kämpft der realistische und kritische Geist des Films Mirador". Werner Nekes

"Mirador und die weggespiegelte Stadt (Nekes hat für diesen Film Spiegelmaschinen konstruiert und gebaut); ein Expeditionsbericht (eine winterliche Segelfahrt elbabwärts) und ein Dokument über Filmmacher, die eine Stadt verlassen, weil es woanders wirtlicher ist, Reflexionen, Reflexe."
Dietrich Kuhlbrodt, DIE ZEIT, 21.4.1979

Der Titel kommt aus dem Spanischen und heißt militärsprachlich Beobachtungsposten. Nekes verwendet diesen Begriff doppelsinnig: Film ist Beobachtungsposten - Mirador als Beobachtungsposten.

"Werner Nekes und Dore O. mögen (...) nicht glauben, daß Film bereits eine zementierte Sprache ist. Für Mirador haben sie sich eine Reihe von technischen Apparaten erdacht, mit denen sie erstmals ihre Filmideen in die Praxis umsetzen können. (...) Absolut neu ist 'Nekes' Trick der 'physikalischen Überblendung": Dabei ersetzt ein Bilder speicherndes, phosphoreszierendes Pulver zwischen zwei Scheiben die bekannte filmische Überblendung: die rotierende Drehmaschine zerstört das gespeicherte Bild: Szene B setzt sich gegen Szene A durch, indem beispielsweise, das alte Bild wellenförmig zerreißt. Das maßlose Staunen erzeugt der Film mit dem frei in der Luft stehenden Bild.
Diese tollste Nekes'sche Erfindung, deren Bedeutung sich bisher nur erahnen läßt, ist ein neuer Projektionsaufbau, der bewegte Filmbilder in der Luft projiziert. Und zwar ohne Leinwand, ohne Nebel oder andere Bildträger (...)
Diese Struktur von Mirador (deshalb auch der Spanische Titel) soll nach Erklärung des Filmemachers an 'Don Quijote' erinnern (...)
Werner Nekes sieht sich wohl selbst als Don Quijote der Medien."
Eric Oluf Jauch, Szene Hamburg, Nr. 3/1978

MIRADOR
(Adventures in the Land of Shadow-Stones)
1978, 35mm, colour, 88min. Sound Anthonry Moore

"No other intention did I have except to provoke people's disgust at the lies and nonsensical stories of entertainment films, which due to my veritable heroes are already starting to falter and no doubt will soon see their downfall. MIRADOR thus gives expression and emphasis to our demand for the suppression of feature films, which corrupt the fantasy of the people.

This film counteracts the absurd and the nonsensical of the forever recurring fantastic adventures and deeds of gangsters, cowboys, beauties, monsters, etc., it works against the formulaic and inorganic structures and intrigues, against the black and white delineation of characters, against all psychological deficiencies – in one word against all distortion of the facts of life and the laws of art. The destructive effect of such absurdities on the fantasy of immature people, this is what the realistic and critical spirit of the film MIRADOR fights against". (Werner Nekes)

[…] For MIRADOR they have invented a number of technical apparatuses to realizes their visual ideas. Herbert Jeschke built a series of hand and battery driven rotating mirror machines with mirrors of varying transparency and reflective capacity. Winfried Wolf constructed a computer […] to measure the exposure intervals. What is absolutely new (….) is the "physical cross dissolve". Here the use of a phosphorescent image-saving powder placed between two disks replaces the normal filmic cross dissolve: the rotating machine destroys the saved image: scene B replaces scene A by, for instance, tearing the previous image apart into wavelike pieces.[…] (Eric Olur Jauch, Szene Hamburg, Nr. 3/1978)