Harlekinade

Horizontale Bildmontage
Entlehnt dem italienischen arlecchino, einer Figur aus der Commedia dell’Arte.
Bezeichnung einer Gattung von Bildern, die eine spezielle Bildverwandlungsfalttechnik aufweist und später zu den Verwandlungsbilderbüchern geführt hat. Siehe *Pop-ups. Zwei Grundbilder werden durch überlappende Halbseiten derart verdeckt oder freigegeben, daß sich vier verschiedene Bildkombinationen ergeben.

Hauchbilder

Durchsichtige dünne Bilder, die sich auf Grund der Wärme krümmen, wenn man sie auf der offenen Hand hält oder anhaucht.
Die aus Gelatine hergestellten durchsichtigen Blättchen in leuchtenden Farben sind aus den Hausenbildern hervorgegangen, die ihrer klösterlichen Herkunft entsprechend als Heiligenbilder vor allem ins Gebetbuch eingelegt waren. Die ersten Hauchbilder sollen um 1640 entstanden sein: Gekochter und gereinigter Fischleim (Hausenblase) wurde auf gestochene Kupferplatten gegossen, die mit Silber oder Gold eingerieben und einzeln getrocknet wurden. Man nannte sie Klosterbilder, gegossene Bilder, Hausenbilder oder auch silber und gulden Bilder, die, obwohl mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden, schon Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem einträglichen Handelsartikel wurden. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine Massenproduktion ein, die der neuen Fertigungstechnik zu verdanken war: Anstelle der teuren Hausenblase verwendete man geklärten Knochenleim, die Gelatine. Des weiteren bediente man sich vorgefertigter gefärbter Gelatinefolien und bedruckte sie wie Papier mit Gold und Silberbronze auf lithographischem Wege oder im Umdruckverfahren. Der Begriff Gelatine- oder Hauchbilder bürgerte sich damals ein. Darstellungen von Heiligen überwogen als Motive, bis im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die religiösen Texte und Bibelsprüche auf schmalen oder in Kreuzform gestanzten Gelatineblättern sich immer größerer Beliebtheit erfreuten. Schon früh als Gaben für Kinder benutzt, wurden nun die frommen Texte um lehrhafte Sprüche erweitert. Fleißbildchen mit dem schlichten Aufdruck &Mac226;dem fleißigen Kinde‘ ließen das Hauchbild vollends zum Kinderbild werden.
Heliogravüre [gr.: helios = Sonne; gráphein = schreiben, zeichnen]
Auch Photoradierung genannt. Tiefdruckverfahren auf photographischer Grundlage.
Die sorgfältig gereinigte Kupferplatte erhielt in einem Kasten eine dünne Schicht aus aufgewirbeltem Asphaltstaub, der anschließend durch Erhitzen der Platte aufgeschmolzen wurde. So entstand ein unregelmäßiger Raster, der die Wiedergabe von Halbtönen ermöglichte. Hierauf entwickelte man einen negativen Pigmentdruck, der zusammen mit der Asphaltschicht als Ätzwiderstand diente. Das Bild wurde mit Eisenchlorid geätzt, die dabei entstandenen Vertiefungen mit Druckerschwärze ausgefüllt, die in der Druckpresse das Bild auf Papier übertrug. Anschließend wurde die Platte mit Bichromatgelatine überzogen und in Kontakt mit einem Transparentbild belichtet. Die erste Heliogravüre wird Nicéphore Niépce (1765-1833) zugeschrieben. Er ätzte 1824 das Porträt des Kardinals d’Ambroise und verwendete dabei eine Lösung von Asphalt in animalischem Öl. William Henry Fox Talbot (1800-1877) experimentierte 1852 mit diesem photomechanischen Verfahren, aber es fand erst um 1870 breite Anwendung, als es von Karel Klick in Prag verbessert wurde. Die Kunstphotographen setzten es als Edeldruckverfahren für kleine Auflagen, aber auch für die Reproduktion der *Photographien anderer Photographen ein. Die vielleicht perfektesten Photogravüren findet man in der von Alfred Stieglitz (1864-1946) zwischen 1903-1917 herausgegebenen Zeitschrift Camera Work.
Heliopyrograph [gr.: helios = Sonne; pyro = Feuer; gráphein = schreiben, zeichnen]
Sonnen-und Brandschreiber. Das wissenschaftliche Instrument besteht aus einer schwenkbaren Glaskugel, die ein abgeschliffenes Segment aufweist und als Sammellinse dient. Mit dem einfallenden Sonnenlicht können Brandspuren auf dem darunterliegenden gerasterten Papier &Mac226;geschrieben‘ werden, um die Intensität und Dauer des Sonnenlichts festzuhalten.
Heliostat [gr.: helios = Sonne; stato = feststehend]
Gerät mit Uhrwerk und *Spiegel, das dem Sonnenlicht für Beobachtungszwecke stets die gleiche Richtung gibt.
Hexenspiegel Sogenannte *Sorcières. Innerhalb einer Spiegelfläche angeordnete weitwinklige Konvexspiegel, die das sich spiegelnde Bild verkleinern und vervielfältigen.
Mit diesen kleinen, runden, meist in edle Hölzer gerahmten *Spiegeln konnte man beliebige Erscheinungen herbeiführen, denn die Kombinationsmöglichkeiten von ebenen und gekrümmten Oberflächen erlaubten verschiedenste Metamorphisierungen. Sie entstanden in Frankreich zur Zeit Louis XIII. (1610-1643). Mit ihrer Hilfe konnte man ein Spiel mit optischen Deformationen treiben, das auf der Beschaffenheit des Objekts beruhte: Ein flacher Spiegel war derart mit Wölbungen bedeckt, daß je nach frontaler oder seitlicher Betrachtung die Züge verschiedener Tiere im Gesicht des Menschen zu entdecken waren. Zwei Höcker genügten, um die Gestalt eines gehörnten Satyrs zu entdecken, während ein Spiegel mit verästelnd angeordneten Erhöhungen den Kopf eines Hirsches samt Geweih erblicken ließ. 1589 berichtete Giambattista della Porta (1535-1615) von Zerrspiegeln, die es ermöglichten, ein Gesicht in zwei zu teilen oder das Abbild dessen, der sich darin betrachtet, dergestalt zu verwandeln, daß er einem Eselsmaul, einem Schweinerüssel oder einem Hundekopf glich.