Daedaleum

[gr.-lat.: daidallein = kunstfertig arbeiten]
Auch *Wundertrommel genannt. Siehe *Zoetrop.
Vom Engländer William George Horner (1786-1837) entwickeltes Lebensrad, das sich zum Zeitpunkt seiner Entstehung (1834) jedoch nicht durchsetzte. Erst in den 1860er Jahren fand es - zuerst in den Vereinigten Staaten - unter dem Namen *Zoetrop oder *Wheel of life Verbreitung.

Daguerreotypie

Das erste praktikable photographische Verfahren, das nach seinem Erfinder Daguerre benannt wurde.
Schon während der Beschäftigung mit dem *Diorama wandte sich Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) der *Photographie zu. Nach eigenen Aussagen soll er in seinem Bemühen um &Mac226;Unsterblichkeit‘ erkannt haben, daß nur das &Mac226;Dauerhafte‘ seinen Ruhm vermehren könne, während dem *Diorama-Bild das Vergängliche zu eigen blieb. Das Verfahren bestand aus folgenden Vorgängen: Eine versilberte Kupferplatte wurde Joddämpfen ausgesetzt, dadurch bildete sich eine lichtempfindliche Silberjodidschicht. Nach Belichtungszeiten in der Kamera (anfangs 10-30 Minuten) wurde das *latente Bild durch Quecksilberdampf entwickelt, welcher sich an den belichteten Stellen niederschlug. Anschließend wurde die Platte in einer Kochsalzlösung fixiert und dann in destilliertem Wasser gespült. Doch die ersten Abbilder von Dauer, die unmittelbar durch die Einwirkung des Lichts in einer *Camera obscura erzeugt wurden, verdanken wir dem Franzosen Nicéphore Niépce (1765-1833). Diesem gelang schon 1827, ein beständiges Abbild nach der Natur auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte festzuhalten. Zwar gingen Daguerre und Niépce eine Zusammenarbeit ein, doch letzterer erlebte die Fertigstellung des Verfahrens nicht mehr. Den alleinigen Ruhm erntete Daguerre, nachdem er im Februar 1839 seine Erfindung der Französischen Akademie vorstellen durfte. Am 19. August desselben Jahres wurde sie dann der Öffentlichkeit übergeben. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Daguerreotypie als populäre Porträtkunst entdeckt und blieb, in Europa bis zur Mitte der 1850er Jahre, in den USA noch länger, allgemein in Gebrauch. Wenn auch das Ergebnis der Daguerreschen Glanzleistung durch Schärfe, Brillanz und harmonisch verlaufende Tonwerte bestach, wies sie doch einige nicht zu unterschätzende Nachteile auf: Die Herstellung bedurfte eines erheblichen Aufwands an Apparaturen und Handgriffen, das erzeugte Bild war seitenverkehrt und konnte nur als Unikat gefertigt werden. Den Silberbildern fehlte ein entscheidendes Merkmal der modernen Photographie – die Vervielfältigbarkeit. Auf die Idee, von einem Negativ positive Abzüge zu machen, kam fast zeitgleich der Engländer William Henry Fox Talbot (1800-1877).
Daumenkino Englisch: Flip-book.
Auch Abblätterbuch oder Folioskop genannt. Eine einfache Methode, Bilder in Bewegung zu setzen. Ohne komplizierte Geräte können eine Reihe von an sich unbewegten Bildern dem Auge so dargeboten werden, daß der Betrachter Bewegung zu sehen vermeint.
Gezeichnete, später auch photographierte oder gefilmte Phasenbilder, die übereinandergelegt sind, werden schnell mittels Daumen und Zeigefinger abgeblättert. Die ersten kleinen Bücher dieser Art erschienen Mitte des 19. Jahrhunderts und kamen unter verschiedensten Namen - *Kineograph (Bewegungsschreiber), Taschenkinoskop, Abblätter-Kineoskop, Kleinkinoskop, Postkartenkino, Taschenkinematograph - in den Handel. Für den deutschen Erfinder der Kinematographie, Max Skladanowsky (1863-1939), bildeten die Abblätterbücher mit kinematographisch aufgenommenen Einzelbildern jahrelang die Haupteinnahmequelle. Er nannte sie Biofix. Gedreht wurden die Sequenzen mit dem *Bioskop, das er selbst erfunden und 1892 erprobt hatte. Während vor der Erfindung der Photographie die Abblätterbuch-Hersteller die einzelnen Bewegungsphasen zeichnen mußten, behalf man sich in den 1850er Jahren mit gestellten Zeitaufnahmen, d.h. es mußte jede einzelne Phase der wiederzugebenden Bewegung separat photographisch festgehalten werden. Auch wurden etliche Vorrichtungen ersonnen, die das Abblättern erleichtern sollten. Eine Methode war das Einsetzen des *Filoskops, eines Metallrahmens, in dem das Buch so eingespannt war, daß ein Hebel den Daumen ersetzen konnte. Eine besonders ausgefeilte mechanische Großform des Abblätterbuchs ist das *Mutoskop.
Diablerien [lat.-it.: diabolo = Teufel]
Teufeleien. Bezeichnung für Stereokarten mit phantastischen Motiven, die gruselige Szenen mit Skeletten, Teufeln und Geistern zeigen.
Die zur Durchleuchtung gedachten Albuminabzüge sind hintermalt, perforiert und mit lichtbrechendem Pergamentpapier hinterklebt. Entstanden sind sie in Frankreich in den 1870er Jahren, wo sie sich großer Beliebtheit erfreuten. Sie wurden auch in Standbetrachtern gezeigt, die Magazine enthielten und mehrere Dutzend *Stereophotographien faßten.
Diaphanie [gr.: diaphan = durchsichtig, durchscheinend]
*Transparentbild, das erst im Durchlicht das Motiv zu erkennen gibt.
Der Begriff steht für ein durchscheinendes Bild, dessen Beschaffenheit verschiedenen Techniken zu verdanken ist. Diaphanbilder wurden entweder direkt auf Glas gemalt oder als farbige Lithographien auf dünnes, mit Diaphanlack, einer Lösung von Harz in Terpentinöl, durchsichtig gemachtes Papier gedruckt und dann auf eine Glasplatte oder zwischen zwei solche Platten geklebt. Für den Betrachter erlangten sie erst gegen das Licht gehalten die rechte Wirkung. Eine schon im 16. Jahrhundert in der Schweiz verbreitete Form sind die dem Diaphanbild verwandten Kabinettscheiben, u.a. die Wappenscheiben. Auch *Lithophanien werden oft als Diaphanbilder bezeichnet. Der Maler Philipp Hackert (1737-1807) gilt als der Erfinder der diaphanen Bilder, die nach Meinung seiner Zeitgenossen aus den bekannten *Chinesischen Schattenbildern (*Ombres chinoises) und dem *Chinesischen Feuerwerk hervorgegangen sein sollen. Eine besondere Erwähnung in diesem Zusammenhang gilt dem Schweizer Franz Niklaus König, der durch seine Tätigkeit als Maler transparenter Lampenschirme auf die Idee gekommen war, ähnliche durchscheinende Gemälde in größerem Maßstab auszustellen und 1815 gegen Entgelt dem Publikum vorzuführen. Er bezeichnete sie als Diaphanoramen, die zu Vorläufern des *Dioramas werden sollte.

Diorama

[gr.: dia = durch; horama = das Gesehene]
Durchschaubild, das eine Bereicherung des panoramatischen Bildes durch Lichteffekte erzielt.
Im Gegensatz zum *Panorama beruhten die Effekte des Dioramas auf einem weit komplizierteren technischen Verfahren. Jedes Dioramabild, von denen immer zwei ausgestellt wurden, hatte eine Höhe von 22 m und eine Breite von 14 m. Als Farbträger diente transparente Leinwand, die je nach gewünschtem Effekt deckend oder durchscheinend bemalt wurde. Das Licht fiel teils durch ein Oberlicht vor dem Bild, teils durch Fenster in der Rückwand des Gebäudes ein und konnte sogar durch farbige *Blenden reguliert werden. Die Zuschauer saßen in Rängen in einem völlig dunklen Raum, der um seine Mittelachse gedreht werden konnte. Die Entfernung zwischen ihnen und dem Bild wurde durch einen schwarz drapierten Sehtunnel überbrückt, womit ein ähnlicher Effekt an Tiefenwirkung wie bei einem rahmenlosen *Guckkasten erzielt wurde. Nach dem Bestaunen des ersten Bildes, wurde der Zuschauerraum samt dem Tunnel vor das zweite Bild gedreht. Der spätere Erfinder der Photographie Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) war der Schöpfer dieses weltweit populären Mediums. Als er zur ersten Vorstellung am 11. Juli 1822 in der Rue Sanson einlud, war er dem Publikum schon als erfolgreicher Ausstattungschef der Pariser Oper bekannt. Hier machte er sich durch seine ungewöhnliche Geschicklichkeit, mit der er die *Trompe-l’œil-Malerei für illusionistische Bühnendekorationen praktizierte, einen Namen. Bald wurde er auch zum Fachmann für trickreiche Beleuchtungseffekte. Das Beherrschen dieser Techniken gab ihm den Anstoß zur Eröffnung des Dioramas, dessen bildliche Darstellungen, meist eine Landschaft und das Innere einer Kirche, verstärkt durch Lichteffekte, die Zuschauer ins Staunen versetzten. Ab 1834 überraschte Daguerre sein Publikum mit einer neuen Qualität, die auf die Steigerung der Illusion abzielte. Mit der Erfindung des &Mac226;Doppeleffekts‘ wurde es möglich, Veränderungen darzustellen. Das zweiseitig durchscheinend oder deckend bemalte Bild konnte im Wechsel von Auf- und Durchlicht erscheinen. Daguerres Schöpfung übte weltweit einen enormen Einfluß aus. In vielen europäischen und amerikanischen Städten wurden nach Pariser Vorbild Bauten errichtet (London 1823, Berlin 1927, Philadelphia 1838), in denen Vorführungen von *Transparentbildern stattfanden.
Dissolving views [engl.: dissolvable = auflösbar; view = Ansicht]
*Nebelbilder.
Der Ausdruck Nebelbilder bezieht sich weniger auf das, was die Bilder zeigen als auf die Projektionstechnik der Laterne.
Zwei Ansichten derselben Landschaft, z.B. einmal bei Tag und einmal bei Nacht, werden langsam ineinander projiziert, und zwar so, daß ein fließender Übergang erzielt wird. Zur *Projektion dieser Bilder benötigt man zwei Laternen (*Bi-Union), die mit Blendvorrichtungen oder der Möglichkeit der Lichtquellenregulierung versehen sind und auf demselben Niveau stehen, denn die Lichtkreise der beiden Apparate müssen auf der Bildfläche kongruent sein. Durch Ausblenden des einen Bildes und allmähliches Aufblenden des zweiten Bildes kann beispielsweise ein Dämmerungseffekt in die Darstellung einer Landschaft bei Tageslicht hineingebracht werden. Dieser wird durch dissolver, Verschlußvorrichtungen, die vor dem Objektiv befestigt werden, oder durch Drosseln der Lichtquelle erreicht. Eine noch erhaltene Eintrittskarte für eine Vorstellung aus dem Jahr 1833 kündigte "dessolvent views" an, was bedeutet, daß zu dieser Zeit die Bilder nur zum Verschwinden gebracht werden konnten. Paul de Philipsthal stand mit Henry Langdon Childe (1781-1874) in Verbindung, einem Hersteller von mechanisch beweglichen *Laternenbildern, der ihm Bildmaterial zur Verfügung stellte. Dieser wiederum übernahm nicht nur Techniken Robertsons und Philipsthals, sondern kombinierte sie so, daß Verwandlungsbilder - dissolving views – entstanden, als deren Erfinder er gilt. 1837 konnte der Vorführkünstler Childe bereits zu Darbietungen von dissolving views einladen. Später wurden die Nebelbilderapparate auch übereinanderstehend, zu dritt oder zu noch mehreren verwendet. Für die Anwendung der Dreifachlaterne (Tri-Union) wird immer wieder folgendes Beispiel angeführt: Die erste *Laterna magica projizierte eine grüne Landschaft, während der zweite Apparat Schneeflocken darüber warf, bis der dritte die Sommerlandschaft in den Winterschlaf versetzte. Im deutschsprachigen Raum war es der berühmte Wiener Zauberkünstler Ludwig Döbler (1801-1864), der 1843 erstmals zu Vorführungen von *Nebelbildern im Josephstaedter Theater einlud. Zehn Jahre später konnte er durch den Erwerb des von Franz Freiherr von Uchatius (1811-1881) erbauten Projektions-*Stroboskops sein Programm um glanzvolle Vorführungen erweitern.
Dufaycolor Farbrasterverfahren nach dem Erfinder Louis D. Dufay benannt.
Werden kleine rote, grüne und blaue Farbelemente nebeneinander gesetzt und visuell betrachtet, so verschmelzen sie zu einem Farbbild. Diese Art der additiven Farbensynthese hatte Ducos du Hauron (1837-1920) schon 1868 erkannt, aber nicht praktisch durchgeführt. Den ersten bleibenden Erfolg erreichten die Brüder Lumière mit ihren *Autochromeplatten, gefolgt von den Agfacolor-Farbrasterplatten. Im Unterschied zu diesen beiden Platten, die mit dem Kornraster arbeiteten, war Dufaycolor ein Linienraster-Verfahren, das regelmäßige, deutlich erkennbare und sich kreuzende Farbstofflinien in rot, grün und blau aufwies. Das Verfahren setzte sich um 1935 durch und blieb konkurrenzlos, bis es ab 1958 von neuen Farbfilmen mit hoher Empfindlichkeit und großem Auflösungsvermögen ersetzt wurde.
Durchleuchtungsbilder Auch *Transparentbilder genannt.
3D-Bilder Dreidimensionale Bilder. Heutiger Sammelbegriff für *stereoskopische Effekte.
Die Fähigkeit zur plastischen Wahrnehmung von dreidimensionalen Objekten ist bei normalsichtigen Menschen angeboren. Die Menschen nehmen wegen des zwischen beiden Augen liegenden Abstands gleichzeitig zwei leicht voneinander abweichende Bilder wahr. Diese werden im Gehirn zu einem plastischen Bild zusammengefügt. Erst durch dieses beidäugige Sehen, können wir Raum visuell als solchen erfahren. Damit man Stereobilder räumlich sehen kann, bedarf es bei der Betrachtung eines *Stereoskops. Auch bei anderen 3D-Verfahren, die dasselbe optische Prinzip der Halbbildverschmelzung nutzen, wird ein Hilfsmittel – eine Spezialbrille – zur Erzeugung des räumlichen Eindrucks benötigt. Außerdem wurden Verfahren entwickelt, mit denen 3D-Bilder erzeugt werden können, die sich im Unterschied zu den *Stereophotographien auch zum Einsatz bei der *Projektion auf eine Leinwand oder bei einem auf dem Bildschirm gezeigten Film eignen. Das *Anaglyphen- und das *Polarisationsverfahren sind zwei solche Raumbildmethoden. Des weiteren wurden 3D-Verfahren entwickelt, die sogar bei der Betrachtung mit bloßem Auge funktionieren. Solche von Computern errechneten 3D-Bilder wurden 1993 zunächst in den USA und dann in Japan unter dem Namen Autostereogramme populär.